Hier gibt es schöne Ecken
Hamburgs etwas anderer Elbvorort liegt zweieinhalb Kilometer südöstlich der Innenstadt zwischen Bille und Norderelbe. Im Jahr 1614 erwarb Johann Rodenborg, Ratsherr und Kaufmann, im so genannten Billwerder Ausschlag ein großes, bis dahin landwirtschaftlich genutztes Gehöft. Der Landsitz, den er hier für seine Familie einrichtete, gab dem Stadtteil seinen Namen: Rodenborgs Ort. 1846 kaufte die Stadt das Anwesen auf, um hier nach Plänen von William Lindley die „Wasserkunst“, die zentrale Trinkwasserversorgung für Hamburg, einzurichten. Der dort 1848 in Betrieb genommene Wasserturm ist bis heute das Wahrzeichen des Stadtteils.
Bald darauf wurde ein Teil des einst großbürgerlichen Besitzes als öffentlicher Park eingerichtet und nach dem damaligen Hausherren benannt: „Trauns Park“. Der Park gehört heute zu den ältesten Parks Hamburgs: Sein größter Teil ist aber inzwischen wieder als Betriebsgelände der Wasserwerke nicht mehr öffentlich zugänglich.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Rothenburgsort ein dicht bebauter, lebendiger und betriebsamer Stadtteil mit vielen Geschäften und Kneipen. Hier lebten mehr als 50.000 Menschen, viele in sehr kleinen Wohnungen in den so genannten Terrassenhäusern der Hinterhöfe.
In der Nacht von 27. auf den 28. Juli 1943 wurde der Stadtteil durch die Bomben und den Feuersturm der „Operation Gomorrha“ fast vollständig zerstört. Im Fotoarchiv Rothenburgsort gibt es eindrucksvolle Fotos aus dieser Zeit.
Der Künstler Volker Lang hat am Billhorner Deich eines früher der für den Stadtteil typischen Terrassenhäuser im Maßstab 1:2,5 nachgebildet und damit einen Erinnerungsort für die Opfer des Bombenkriegs und der NS-Gewaltherrschaft geschaffen. Einige Rothenburgsorter, die den Feuersturm miterlebt haben, fanden in einer Schreibwerkstatt den Mut, ihre Geschichten aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Auszüge aus ihren Berichten sind im Denkmal nachzulesen.
Heute leben etwa 8600 Menschen in Rothenburgsort. Der Stadtteil ist umgeben von Industrie- und Hafengebieten, aber auch von naturnahen Flusslandschaften, Gärten und Parks. Mehr als 20 Brücken verbinden das Quartier mit den umliegenden Stadtteilen. Viele Hamburger verdienen in den Gewerbebetrieben und Behörden an Billstraße und Großmannstraße ihren Lebensunterhalt.
Die positiven Seiten des Lebens in Rothenburgsort kommen ihnen kaum ins Bewusstsein, denn die Gleistrassen der Fern- und Güterbahn und breite Hauptverkehrsstraßen trennen das Wohnviertel von den Gewerbegebieten. So ist das Quartier zu einer Insel mitten in der Großstadt geworden.
Die faszinierende Elbhalbinsel Kaltehofe, die 116 Jahre alte, erste Trinkwasseraufbereitungsanlage der Stadt, ist das „grüne Sprungbrett“ von der City in die Vier- und Marschlande. Radfahrer, Skater und Spaziergänger genießen hier Natur, Industriegeschichte, den Fluss – und die autofreie Umgebung.